Digital Rheumatology

EULAR veröffentlicht Experten-Paper, das Empfehlungen zur erfolgreichen Integration von Remote Care in die rheumatologische Versorgung liefert.

13.05.2022

Remote care und Telemedizin besitzen großes Potenzial als Ergänzung zu regelmäßigen persönlichen Terminen, um den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu verbessern, Behandler zu entlasten, die Qualität der Versorgung zu erhöhen und folglich bessere Behandlungsergebnisse zu erzielen. Sowohl die Covid-19 Pandemie als auch der Fachärztemangel und die damit drohende Unterversorgung in der Rheumatologie haben die Notwendigkeit und Relevanz der Implementierung dieser Lösungen deutlich aufgezeigt. Um eine erfolgreiche Integration von Remote Care und Telemedizin in die rheumatologische Versorgung zu ermöglichen, werden jedoch konkrete Empfehlungen und Leitlinien benötigt. 

Mit diesem Ziel stellen de Thurah et al. in einem am 7. April 2022 veröffentlichten Paper unter dem Titel “2022 EULAR points to consider for remote care in rheumatic and musculoskeletal diseases”  die von Experten entwickelten EULAR Points to consider (PtC) vor. Neben wichtigen Begriffsklärunge zum Thema Telemedizin werden wichtige  Leitlinien und Empfehlungen bei der Entwicklung, Priorisierung und Umsetzung von Remote Care und Telemedizin für Patienten mit rheumatologischen Krankheiten bereitgestellt. Dabei unterstützen sie die erfolgreiche Implementierung  dieser Konzepte in die bestehende Versorgung unter der Berücksichtigung der Patientenbedürfnisse.

Notwendigkeit der Integration von Remote Care wird durch Fachärztemangel und steigende Patientenzahlen bedingt 

Einleitend wird in der Publikation darauf eingegangen, dass die Anzahl der rheumatischen Erkrankungen zwischen 1990 und 2010 um 60 % gestiegen ist. Dem gegenüber steht eine stetig sinkende Anzahl an Rheumatologen. Die Folgen: Die Wartezeiten auf einen Termin haben sich drastisch verlängert und die Umsetzung etablierter Leitlinien in der Rheumatologie, die eine gute Versorgung gewährleisten sollen, können aufgrund des Zeitmangels nicht ausreichend umgesetzt werden. 

Hier kann der Einsatz von Remote Care bzw. Telemedizin dazu beitragen, die Versorgung aufrechtzuerhalten und sogar zu verbessern. Bei Remote Care werden digitale Technologien eingesetzt, die entlang des gesamten Versorgungspfades integriert werden können, sowohl in der Kommunikation zwischen Patient und Behandler als auch zwischen den am Behandlungsgeschehen beteiligten z.B. die Diagnose, das Screening, den Austausch oder dem Monitoring der Krankheitsaktivität. 

Bei Remote Care  werden digitale Technologien eingesetzt - so genannte "telemedizinische" Interventionen. Man kann telemedizinische Interventionen in zwei Kategorien unterteilen: 

  • Synchrone Intervention (Behandler und Patient sind gleichzeitig anwesend)
  • Asynchrone Interventionen

Es gibt drei Haupttypen von Interventionen: 

  1. Live Videos/Videocall/Videosprechstunde (synchron)
  2. Die Dokumentation und Weiterleitung von Gesundheitsdaten des Patienten (asynchron)
  3. Digitales Remote Monitoring zur aktiven oder passiven Überwachung des Krankheitsverlaufs (asynchron)

Um Hindernisse bei der Implementierung von Remote Care und Telemedizin zu überwinden und  gleichzeitig die Möglichkeiten der Einsatzbereiche aufzuzeigen formuliert das Expertenteam vier übergeordnete Prinzipien sowie neun PtC, die dabei maßgeblich unterstützen sollen. 

Übergeordnete Richtlinien zielen auf eine individuelle und hybride Therapie ab, die auf Shared-Decision-Making beruht und an den Bedürfnissen der Patienten ausgerichtet ist

Der Einsatz von Remote Care sollte sich den Experten zufolge an den individuellen Bedürfnissen des jeweiligen Patienten ausrichten. Dabei sollte auch explizit die Krankheitsaktivität und der Status der Krankheit berücksichtigt werden. Gemäß der EULAR-Empfehlung des "treat-to-target" (T2T) Prinzips sollte die Krankheitsaktivität je nach Verlauf und Schweregrad alle 1-6 Monate überprüft werden. Aufgrund mangelnder Ressourcen ist eine vollständige Umsetzung von T2T in der rheumatologischen Praxis jedoch kaum möglich.

Digitale Lösungen, die T2T und Remote Care unterstützen stellen eine sinnvolle und ressourcenschonende Alternative zu persönlichen Präsenzterminen dar. Insbesondere bei Patienten mit einer stabilen oder geringen Krankheitsaktivität kann den Experten zufolge auf Remote Care zurückgegriffen und der Einsatz von digitalen Lösungen angeboten werden. Somit können persönliche Termine für neue Patienten oder Patienten mit komplexen Krankheitsverläufen priorisiert bereitgestellt werden. 

Weitere Einsatzgebiete von Remote Care umfassen  die Aufklärung über Krankheitssymptome, das Monitoring der Krankheitsaktivität zur Identifizierung von Veränderungen und Trends sowie das Selbstmanagement der Patienten. Auch zur Regulierung der Medikamentendosierung eignet sich der Einsatz. Studien belegen zudem, dass bei Patienten mit anhaltender Remission eine telemedizinische Versorgung im Vergleich zu regelmäßigen persönlichen Terminen gemessen an der Entwicklung der Krankheitsaktivität,  körperlicher Funktionalität und Lebensqualität nicht unterlegen war. 

Sämtliche Teilhaber sollten bei der Entwicklung digitaler Lösungen mit einbezogen und darauf geschult werden 

Insbesondere Patienten sollten den Experten nach bei der Entwicklung digitaler Lösungen in den Mittelpunkt gestellt werden.  Das Ziel sollte dabei sein, eine benutzerfreundliche, intuitive und effektive Technologie entwickeln zu können, die dazu beiträgt die Versorgung für Patienten zu verbessern . Um dieses Ziel zu erreichen und Implementierungshindernisse zu überwinden ist auch die Einbeziehung weiterer involvierter Parteien wichtig.

Den Experten folgend erfordert die Umsetzung von Remote Care, dass Behandler adäquat in der digitalen Kommunikation, Interaktion und klinischen Bewertung geschult werden, um digitale Konzepte sicher und kompetent anbieten zu können. Weiterhin weisen die Experten auf das Problem hin, dass Behandler trotz großem Interesses oftmals nicht ausreichend über die verfügbaren digitalen Lösungen informiert sind. Folglich sollten sowohl medizinisches Personal als auch Patienten stetig fortgebildet und geschult werden, um auf die Anwendung im Versorgungsalltag vorbereitet zu sein.

Die EULAR Points to consider legen  die Aufmerksamkeit auf einige bedeutsame Voraussetzungen für die effektive Integration digitaler Lösungen, wie Remote Care und Telemedizin in die rheumatologische Versorgung und zeigen, dass die Versorgung in jedem Fall digitaler sein wird. ABATON begrüßt solche Anstrengungen vermehrt wirksame digitale Technologien zum Wohle der Patienten zu implementieren und sieht sich dabei sowohl als Partner der rheumatologischen Experten als auch der Patienten.

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